Voxpops- 'Wir waren der bessere Kandidat. Ich freue mich drauf.'- 'Ich hoffe es wird so schön wie 2006.'- 'Wir haben da einen guten Job als Gastgeber gemacht. Ich hoffe, das wird wieder so.'- 'Schön für Deutschland. Es ist auch ein politisches Thema gewesen.'- 'Aus politischer Sicht ist es eine gute Entscheidung.'SID ig tkNyon (SID) Den kurzen Weg zum EM-Bankett im luxuriösen Jiva Hill Resort schwebte die deutsche Delegation um DFB-Präsident Reinhard Grindel und Philipp Lahm förmlich. Der deutliche Zuschlag für die EM 2024 befreite den Deutschen Fußball-Bund (DFB) am Donnerstag von der tonnenschweren Last der vergangenen Monate. Am Ufer des Genfer Sees in Nyon träumte der Verband schon von einem 'Sommermärchen 2.0'.'Ich bin sehr stolz. Es war eine unglaubliche Spannung', sagte DFB-Ehrenspielführer Lahm, der nun vom EM-Botschafter zum Turnierdirektor aufsteigen wird: 'Man weiß nie, was passiert. Wir haben uns viel vorgenommen. Wir wollen gemeinsam ein riesengroßes Fest mit ganz Europa feiern.'Um 15.21 Uhr hatte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin die Entscheidung verkündet. Der DFB gewann die Wahl des Exekutivkomitees der Europäischen Fußball-Union (UEFA) mit 12:4 Stimmen bei einer Enthaltung gegen die Türkei, die auch im vierten Anlauf scheiterte. Im Auditorium der schicken UEFA-Zentrale fiel Grindel erst Lahm und dann den weiteren 19 Mitgliedern der DFB-Delegation in die Arme. 'Ich bedanke mich für das unglaubliche Vertrauen. Ich weiß, was dieses Turnier für die UEFA bedeutet. Ich spüre Verantwortung', sagte Grindel, der in den vergangenen Wochen immer wieder angezählt worden war: 'Wir werden alles dafür tun, den Erwartungen gerecht zu werden.' Der DFB wird zum zweiten Mal nach der Endrunde 1988 das Europa-Turnier ausrichten - 18 Jahre nach dem Sommermärchen der WM 2006. 'So ein Turnier ist außergewöhnlich für ein Land', sagte Bundestrainer Joachim Löw, der allen Nachfragen, ob er selbst in sechs Jahren noch im Amt sein wolle, auswich: 'Die Spannung war zu spüren, wir waren sehr aufgeregt. Jetzt sind wir sehr glücklich. Wir werden alles tun, um eine großartige EM auszurichten.'Gespielt werden wird in Berlin, München, Düsseldorf, Stuttgart, Köln, Hamburg, Leipzig, Dortmund, Gelsenkirchen und Frankfurt/Main. Der DFB rechnet damit, dass insgesamt 2,78 Millionen Zuschauer zu den 51 Spielen in den Stadien kommen können. Wo Eröffnungsspiel und Finale steigen, wird noch festgelegt.'Wir alle haben die Bilder und Emotionen von 2006 noch lebhaft im Gedächtnis und freuen uns auf ein weiteres internationale Fußball-Großereignis im eigenen Land', sagte DFL-Präsident Reinhard Rauball: 'Die EM 2024 wird viele Menschen für unseren Sport begeistern - in Deutschland und weit darüber hinaus.'Aus der Heimat ließ Bundeskanzlerin Angela Merkel über ihren Sprecher 'herzliche Glückwünsche' Richtung Nyon ausrichten. 'Wir freuen uns auf spannende Spiele bei der EM 2024 und auf den Besuch von Fans aus ganz Europa', lautete die offizielle Stellungnahme. Merkel empfing ausgerechnet den am Donnerstag angereisten türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan zum Staatsbesuch. Die Delegierten des türkischen Verbands TFF verließen die Schweiz bitter enttäuscht. 'Dass die UEFA trotz all unserer Stärken die Europameisterschaft nicht an unser Land vergeben hat, ist eine eine traurige Situation', sagte Sportminister Mehmet Kasapoglu: 'In dieser geographischen Lage wäre die Organisation dieses Turniers eine Win-Win-Situation gewesen.'Für den DFB war die EM-Vergabe von fast existentieller Bedeutung. Nach den Wirren um Mesut Özil und dem WM-Debakel in Russland war der Verband in den vergangenen Monaten massiver Kritik ausgesetzt. 'Natürlich fällt einem ein Stein vom Herzen, wenn man sich so für eine EM einsetzt', sagte DFB-Vize Rainer Koch. Wäre auch noch die EM-Bewerbung gescheitert, hätte der nächste Sturm begonnen.Der DFB war favorisiert in die geheime Abstimmung gegangen. Der Dachverband hatte der deutschen Bewerbung in seinem Evaluierungsbericht das bessere Zeugnis ausgestellt. In der türkischen Kampagne wurde unter anderem das Fehlen eines 'Aktionsplans in Sachen Menschenrechte' bemängelt.
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