O-Ton 1: Miguel Layun, Nationalspieler Mexiko- 'Ich habe mich schon oft dazu geäußert und ich habe die Kritik noch nie nachvollziehen können. Wenn du jemanden hast, der sich so für diese Mannschaft hingibt, ist es schwierig zu sehen, wie von außen so harte, radikale und bodenlose Kritik geübt wird. Ohne ihn zu kennen und ohne ihn Tag für Tag zu erleben, wie wir es tun.'O-Ton 2: Jonathan dos Santos, Nationalspieler Mexiko- 'Ich glaube, er hat wenige Niederlagen kassiert. Alle Entscheidungen, die er getroffen hat, hat er aus gutem Grund getroffen. Er weiß viel über Fußball und er weiß, was er macht. Er kennt jeden Spieler und weiß, warum er ihn auf welcher Position einsetzt. Die Kritik kommt einfach nur, um ihn zu nerven.'SID jg ekWeitere Informationen:Der Sieg gegen den Weltmeister löst grenzenlose Begeisterung aus, ganz Mexiko steht kopf. Vor allem umjubelt: Torschütze 'Chucky' Lozano.Moskau (SID) Bis in die frühen Morgenstunden grölten die mexikanischen Fans in den Kneipen, Clubs und Restaurants Moskaus voller Inbrunst: 'Ooh-ooh Chucky Lozano.' Der Treffer von Hirving Lozano (35.) zum 1:0 (1:0) gegen den Weltmeister Deutschland ließ das Land der Azteken erbeben - und das sogar messbar. Laut der seismologischen Station in Mexiko ist zum Zeitpunkt des goldenen Tores durch Eindhoven-Profi Lozano ein 'künstliches' Grummeln registriert worden, das möglicherweise durch das gleichzeitige Hochspringen Tausender mexikanischer Fans in der Heimat entstanden ist. Die Seismologen sprachen von einem 'Erdbeben der Freude'.Der Auslöser der mexikanischen Fiesta in der Heimat und von 30.000 Anhängern in der russischen Hauptstadt konnte sein Glück nach dem goldenen Treffer kaum fassen. 'Das ist das beste Spiel, das beste Tor meines Lebens', kommentierte 'Man of the Match' Lozano. Seit 2017 steht er bei der PSV Eindhoven unter Vertrag, wo er einen Sechsjahresvertrag (!) erhielt. Doch längst wird er unter anderem mit Champions-League-Finalist FC Liverpool von Teammanager Jürgen Klopp in Verbindung gebracht.'Er ist ein unglaublicher Spieler', urteilte Mexiko-Coach Juan Carlos Osorio über den 22-Jährigen. Der pfeilschnelle Offensivspieler stürzte die deutsche Mannschaft - meistens über die rechte deutsche Abwehrseite kommend - von einer Verlegenheit in die nächste.Die Gala des 'besten mexikanischen Nationalspielers' (Stuttgarts Ex-Meisterspieler Pavel Pardo) sorgte sogar dafür, dass die Fans in der Heimat lautstark skandierten: 'Lozano para Presidente!' Am 1. Juli finden die richtungweisenden Wahlen im lateinamerikanischen Land statt.Mexikos noch amtierender Präsident Enrique Pena Nieto gratulierte El Tri via Twitter. 'Es ist bestätigt: Mexiko ist dabei und gewinnt gegen die Besten der Welt. Gratulation an die Mannschaft, ein großartiges Spiel', schrieb das Staatsoberhaupt beim Kurznachrichtendienst. Der 17. Juni 2018 gilt als neuer inoffizieller Nationalfeiertag in Mexiko, das seit Jahren vom Drogenkrieg mit Zehntausenden Toten und gravierenden wirtschaftlichen Problemen heimgesucht wird.Umso ausgelassener wurde der Triumph gegen Neuer und Co. gefeiert. In allen großen Städten Mexikos gab es Hupkonzerte, Autokorsos und spontane Feierlichkeiten. Auf dem zentralen Platz in der Hauptstadt Mexiko-Stadt, dem Zocalo, hatten sich Zehntausende eingefunden. Nach dem Abpfiff in Moskau ging die 'fiesta mexicana' in Mexiko erst richtig los, während sich an der Moskwa am frühen Montagmorgen noch die letzten mexikanischen 'Alkoholleichen' in Richtung Hotel schleppten. Auch die russische Hauptstadt hatte einen denkwürdigen WM-Tag mit der mexikanischen Fan-Invasion erlebt.Derweil freute sich der kolumbianische Coach Mexikos, Osorio, dass er dem Weltmeister-Trainer Joachim Löw taktisch ein Schnippchen geschlagen hat: 'Wir hatten einen Spielplan, den haben wir bereits vor sechs Monaten aufgestellt, schnell über die Außen zu kommen.' Das reichte, um dem Titelverteidiger die erste WM-Auftaktpleite seit 36 Jahren zuzufügen. Außerdem gelang Mexiko die Revanche für die 1:4-Packung im Confed-Cup-Halbfinale vor Jahresfrist gegen Deutschland.Ob Mexiko jetzt ein WM-Titelanwärter sei, wurde Osorio gefragt. Der lachte, es warten in Schweden und Südkorea harte Gegner, meinte er, 'wenn wir das nächste Spiel gewinnen, schauen wir mal, wie weit wir kommen'. In Mexiko grassiert allerdings schon jetzt das WM-Fieber, denn als Gruppenerster könnte El Tri im Falle des Einzugs ins Achtelfinale Rekord-Weltmeister Brasilien aus dem Weg gehen. Auch nicht so schlecht.SID rd
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