O-Ton Ivan Rakitic, Nationalspieler Kroatien:(Zum serbischen Tennisprofi Novak Djokovic, der als 'Idiot' bezeichnet wurde, nachdem er zugab, bei der Fußball-WM Kroatien zu unterstützen. Kroatien und Serbien, zwei ehemalige jugoslawische Staaten, hatten seit der Unabhängigkeit Kroatiens 1995 nach einem blutigen Konflikt schwierige Beziehungen)- 'Die Situation mit Djokovic, Hut ab vor ihm. Ich drücke ihm in Wimbledon die Daumen. In erster Linie sind wir Menschen. Und wir müssen versuchen, die Geschichte hinter uns zu lassen.'SID tb ekweitere Informationen:Ein schwerer Gang über den Rasen des Luschniki-Stadions, ein letzter wehmütiger Blick, dann heißt es Abschied nehmen. 1463 Tage nach der unvergesslichen Nacht von Maracana wird Philipp Lahm den Goldpokal in Moskau dem Schicksal überlassen müssen. Ein letztes großes Fußballspiel, das Finale der Weltmeisterschaft in Russland, wird am Sonntag (17.00 Uhr MESZ/ZDF und Sky Deutschland) darüber entscheiden, wer die Sehnsucht der Heimat stillen kann: Frankreich oder Kroatien.Beide Teams haben sich als würdig erwiesen. Anders als die tief gefallenen deutschen Weltmeister überzeugten sie auf und neben dem Platz als unerschütterliche Einheiten, als Mannschaften - und das nicht nur zu Marketingzwecken. Herausragende Einzelkönner wie Himmelsstürmer Kylian Mbappe oder Weltklasse-Spielmacher Luka Modric stellten sich in den Dienst des Kollektivs, ihre Trainer Didier Deschamps und Zlatko Dalic legten als Architekten die Fundamente des Erfolgs. Beide Teams haben sich das Finale redlich verdient - und doch sind die Rollen klar verteilt: Frankreich ist der Favorit, Kroatien der Herausforderer. Die Grande Nation erwartet den zweiten WM-Titel nach dem Heimtriumph vor 20 Jahren, sie braucht den Pokal, auch als Wiedergutmachung für die Enttäuschung im EM-Endspiel von Paris 2016 gegen Portugal (0:1 n.V.). 'Wir müssen das Finale gewinnen, weil wir die Niederlage von vor zwei Jahren noch immer nicht verarbeitet haben', sagt Deschamps. Er weiß: Seine 'Baby Bleus' können mit dem Druck umgehen, 'sie sind jung, haben aber Charakter. Eine Siegermentalität', sagt Deschamps.Der Weltmeister von 1998 hat seinem mit Offensivkünstlern gespickten Team ein pragmatisches System verordnet, acht Spieler, darunter der unvergleichliche Dauerläufer N'Golo Kante, kümmern sich um die Organisation, Mbappe, Antoine Griezmann und Olivier Giroud sind vorne auf sich allein gestellt. Für Gefahr und wichtige Tore sorgten jedoch nach Standards auch die Innenverteidiger Samuel Umtiti und Raphael Varane. Es war nicht immer schön anzusehen, was die hochtalentierte Equipe Tricolore spielte, dafür aber ungemein effektiv.In Frankreich sind sie zudem überzeugt davon, dass Deschamps einer der größten Glückspilze des Landes ist. Symbolisch dafür steht eine dicke, blaue Katze, die ein Karikaturist der L'Equipe erschuf ('La chatte a Deschamps'). 'Ich bin sicher oftmals zur richtigen Zeit am richtigen Ort', sagt Deschamps. Was soll da noch schiefgehen? Zumal die Kroaten nach dreimal 120 Minuten in der K.o.-Phase irgendwann doch einmal ausgelaugt sein müssen. Staatspräsident Emmanuel Macron reist deshalb erwartungsfroh nach Moskau und könnte doch ein blaues Wunder erleben. Oder besser: ein rot-weiß-blaues Wunder.Kroatiens Trainer Dalic gibt zwar zu, dass es hart ist, 90 Minuten mehr in den Knochen zu haben. 'Aber es sieht so aus, dass je härter es wird, desto besser werden wir', sagt er: 'Es gibt keine Ausreden. Es ist in unserem Leben eine einzigartige Chance. Ich bin sicher, dass wir die nötige Stärke und Motivation finden werden.' Geschichte hätte seine Auswahl ohnehin schon geschrieben, als zweitkleinstes Land in einem WM-Finale nach Uruguay. 'Und gemessen an unserer Infrastruktur sind wir ein Wunder', sagt Dalic.Eine Offenbarung des Weltfußballs mit phänomenalen Spielern. Wie Ivan Rakitic: Niemand hat in dieser Saison mehr Spiele absolviert als der Stratege des FC Barcelona. Oder wie die unermüdlichen und offensichtlich völlig schmerzfreien Stürmer Ivan Perisic und Mario Mandzukic, die England im Halbfinale im Alleingang ausschalteten. Oder natürlich wie Luka Modric: Der Mann, den sie das Pony nennen, ist für seinen Trainer der einzig mögliche Weltfußballer im Jahr 2018.'Nach dieser Saison mit Real Madrid sprintet er noch immer nach 116 Minuten dem Ball hinterher. Es führt das Team, er ist für mich der Mann des Turniers. Er verdient diese Trophäe', sagt Dalic. Sorgt Modric gegen Frankreich für das größte kroatische Fußballwunder, sollte ihm nach dem Goldpokal auch der Ballon d'Or überreicht werden.
mehr lesen