O-Ton 1 Christian Streich, Trainer SC Freiburg:- 'Irgendwann hat der Gott des Geldes alles verschlungen.' O-Ton 2 Jürgen Klopp, Trainer FC Liverpool:- 'Offensichtlich ist Financial Fairplay nur ein Vorschlag.'O-Ton 3 Pep Guardiola, Trainer Manchester City:- 'Natürlich würde ich gerne weniger zahlen, aber der Markt ist eben der Markt.'O-Ton 4 Carlo Ancelotti, Trainer Bayern München:- 'Ich denke, dass 222 Mio. der Preis für einen der besten Spieler der Welt ist.'O-Ton 5 Uli Hoeneß, Präsident Bayern München:- 'Bei diesem Wahnsinn möchte ich nicht mitmachen.'O-Ton 6 Ralf Fährmann, Schalke 04:- 'Man muss sich dem Markt anpassen.'SID xmh spweitere Informationen:Der Rekordtransfer von Superstar Neymar sprengt alle Dimensionen. Die Reaktionen auf den Mega-Deal fallen deutlich aus.Berlin (SID) Jürgen Klopp spottet über die Finanz-Richtlinien der UEFA, für Uli Hoeneß sind die Grenzen zum 'Wahnsinn' überschritten, Christian Streich sieht den Profi-Fußball im 'irrealen Bereich' angekommen: Die bedenkliche Dimension des bevorstehenden Mega-Transfers von Brasiliens Superstar Neymar vom FC Barcelona zu Paris St. Germain sorgt im deutschen Fußball für Ärger, Verwunderung und Fassungslosigkeit.222 Millionen Euro Ablöse für einen Spieler, dazu ein Jahresgehalt von angeblich 30 Millionen Euro netto: Der Wechsel mit einem Gesamtvolumen von rund einer halben Milliarde Euro sprengt alle Grenzen - und könnte auch für die Kaderplanungen der Bundesligisten nicht folgenlos bleiben.'Der Gott des Geldes wird immer größer, und irgendwann verschlingt er alles', mahnte Streich, Trainer des Bundesligisten SC Freiburg. Irreal, unvorstellbar, maßlos. Die finanziellen Auswüchse auf dem überhitzten Transfermarkt sind nicht nur für den 52-Jährigen nicht mehr greifbar. 'Mir ist es egal, ob er 220 oder 440 Millionen kostet. Es löst bei mir nichts mehr aus. Ich kann nicht keine Unterscheidung mehr finden, es übersteigt meine Fähigkeit, das einzuordnen', sagte Streich.Mit seiner Einschätzung steht er nicht allein da. Uli Hoeneß, Präsident des deutschen Rekordmeister Bayern München, schloss einen Transfer in vergleichbarer Größenordnung aus. 'Das sind Dinge, die wir beim FC Bayern total ablehnen', sagte er dem SID: 'Ich möchte keinen Spieler für 150 oder 200 Millionen kaufen, diesen Wahnsinn möchte ich nicht mitmachen.'Auch Teammanger Jürgen Klopp vom FC Liverpool, dank eines milliardenschweren TV-Vertrags in England ebenfalls zu kostspieligen Transfers in der Lage, kritisierte das Gebaren aus Paris, vor allem aber die Europäische Fußball-Union (UEFA).Das UEFA-Kontrollsystem Financial Fair Play (FFP) soll dem finanziellen Ungleichgewicht entgegenwirken und die Klubs zu einem verantwortlicheren Wirtschaften ermahnen. Die Regeln sehen vor, dass ein Verein einen maximalen Verlust von 30 Millionen Euro innerhalb von drei Jahren verzeichnen darf. 29 vornehmlich kleine Klubs sind zwischenzeitlich mit verschiedenen Maßnahmen sanktioniert, drei Vereine vorübergehend vom internationalen Wettbewerb ausgeschlossen worden. Auch PSG oder das ebenfalls von Scheich-Milliarden subventionierte Manchester City wurden in der Vergangenheit bereits mit Geldstrafen belegt.Angesichts des Neymar-Transfers stellte Klopp das System jedoch infrage. 'Ich dachte eigentlich immer, Financial Fairplay wäre dafür erfunden worden, dass so etwas nicht geht, aber offensichtlich ist Financial Fairplay mehr so ein Vorschlag, als eine wirkliche Regel', sagte der frühere Dortmund-Coach.Die UEFA wehrte sich gegen Kritik und teilte auf Anfrage mit, die 'Details dieses Transfers genau zu durchleuchten'. Der Neymar-Transfer werde über mehrere Jahre Auswirkungen auf die PSG-Finanzen haben, allerdings könne vorab kein Urteil gefällt werden, da Paris mehrere Spieler für einen 'signifikante' Summe veräußern könne. Angeblich ein Wackelkandidat: Weltmeister Julian Draxler, an dem Inter Mailand Interesse signalisiert haben soll.Tatsächlich dürfte der Neymar-Wechsel eine Kettenreaktion auf dem Transfermarkt auslösen. Barcelona benötigt Ersatz und soll unter anderem Philippe Coutinho (FC Liverpool) und Antoine Griezmann (Atlético Madrid) auf dem Zettel haben. Diese Vereine bräuchten ihrerseits Kader-Ergänzungen - und würden womöglich in der Bundesliga fündig.Am Donnerstagabend kam im Hin und Her um den Neymar-Transfer dann ziemlich plötzlich ziemlich viel Schwung in die Sache. Die Rekordablöse floss direkt an den FC Barcelona, das teilte der spanische Topklub mit. Damit sei das Vertragsverhältnis mit Neymar beendet. Zuvor hatte sich die spanische Liga geweigert, die Summe zu akzeptieren. Im Normalfall werden derartige Transfers in Spanien über die Liga abgewickelt.
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